Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Tag der Befreiung: “Die Freundschaften zu Partnerstädten fortsetzen!”
Sehr geehrte Interessierte, liebe Freund*innen des Städtepartnerschaftsvereins Köln-Wolgograd, liebe Organisator*innen dieser Gedenkveranstaltung,
auch wenn uns die Bekämpfung der Corona-Pandemie derzeit viel abverlangt, ist es wichtig, dass Gedenkveranstaltungen wie diese weiterhin stattfinden und wir somit die Erinnerung an die Grausamkeit des Zweiten Weltkrieges aufrechterhalten. Dazu tragen auch Sie heute in besonderem Maße bei und dafür möchte ich Ihnen danken. Es ist und bleibt wichtig, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und aus der Geschichte zu lernen, damit sich diese niemals wiederholt. Mit Ihrer Veranstaltung übernehmen Sie diese Verantwortung und wirken Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aktiv entgegen.
2021 ist ein besonders geschichtsträchtiges Jahr: Wir feiern 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland und in unserer Stadt. Durch die vielen Veranstaltungen rund um das Jubiläum werden die lange jüdische Geschichte Kölns und der Beitrag von Menschen jüdischen Glaubens am Aufstieg Kölns zur einzigen Millionenstadt am Rhein deutlich.
Zugleich jährt sich in diesem Jahr auch der Überfall auf die Sowjetunion durch das Deutsche Reich zum 80. Mal. In Wolgograd, dem damaligen Stalingrad, fand eine der verheerendsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges statt, die uns immer in Erinnerung bleiben wird, da sie rund eine Million Soldaten das Leben kostete.
Vor diesem Hintergrund schätzen wir unsere besondere und nun seit 33 Jahren bestehende Städtepartnerschaft und Freundschaft mit Wolgograd. Diese zeichnet sich heute durch zahlreiche Studentenaustausche, Fachaustausche, z.B. zu den Themen Infrastruktur und Digitalisierung sowie durch viele weitere Projekte aus.
Eines der bedeutendsten städtepartnerschaftlichen Projekte mit Wolgograd ist der ambulante Hilfsdienst für ehemalige Zwangsarbeiter*innen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden mehrere Millionen Menschen zur Zwangsarbeit gezwungen, viele von ihnen kamen aus der Sowjetunion. Im Jahr 2000 wurde vom Rat der Stadt Köln die Gründung dieses Hilfsdienstes beschlossen, welcher seit dem Jahr 2002 ehemalige Zwangsarbeiter*innen in Wolgograd unterstützt. Diese Menschen sind hilfsbedürftig, da eine staatliche gesundheitliche Versorgung kaum vorhanden ist. Ihre Rente reicht für den Kauf von Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs oft nicht aus. Für die Durchführung des Projektes wurde dem Städtepartnerschaftsverein Köln-Wolgograd die Verantwortung übertragen und der Hilfsdienst kümmert sich heute um die medizinische und soziale Pflege der noch ca. 300 ehemaligen Zwangsarbeiter*innen.
Dieses Hilfsprojekt kann das Leid, das den Menschen widerfahren ist, nicht rückgängig oder gar wiedergutmachen. Wir sehen es jedoch als unsere Pflicht an, uns für die Überlebenden zu engagieren und so, in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, die Verantwortung für Menschenrechte und Völkerverständigung zu übernehmen. Wir sind weiterhin zum Engagement aufgerufen, damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät und wir den Frieden und die Freundschaften zu unseren Partnerstädten fortsetzen.
Für Ihren wichtigen Beitrag hierzu danke ich Ihnen im Namen aller Kölner*innen ganz herzlich.