Zum Tod von Heinrich Schulz
Heinrich Schulz, Kommunist, Antifaschist und Friedensaktivist, ist im Oktober 2021 im Alter von 93 Jahren verstorben. Es war sein Wunsch, anonym und ohne öffentliche Zeremonie beerdigt zu werden. Heinrich hat nie nach Ruhm und Macht gestrebt. Er war ein klassenbewusster Arbeiter und als ein aufrichtiger Mensch erfahrbar, der sich in seiner Überzeugung, ohne fanatisch zu sein, nicht beirren ließ. Ihn kannten viele Menschen in Mülheim und in Köln, als Arbeitskollegen, als IG-Metaller und als Mitglied in der VVN und in der DKP. Heinrich engagierte sich im Kölner Friedensforum und in der Friedensinitiative an seinem Wohnort in Köln-Mülheim. Er beteiligte sich unermüdlich an deren Aktionen. Vor allen Dingen war ihm das Gespräch mit Menschen wichtig, denen er sein Anliegen zu vermitteln suchte. Dieses Anliegen bestand vor allen Dingen darin, einen neuen Krieg zu verhindern und Dämme gegen die rechte Entwicklung zu bauen. Er war überzeugt, dass Krieg und Nazibarbarei aus dem aggressiven Drang des Kapitalismus hervorgehen.
Dass er seinen geliebten Vater, der von den Nazis verhaftet und misshandelt worden war, in einen selbstgezimmerten Sarg legte, war ein tief prägendes Schlüsselerlebnis. 1946 trat er der KPD in Köln bei. So unversöhnlich er sich gegen die Nazibewegung engagierte, so war er aber auch bereit, einen früheren Nazi in der Fabrik, den er als einen guten und anständigen Menschen wahrgenommen hatte, zu schätzen und mit ihm Gespräche über die politische Lage zu führen. Dieses Beispiel war typisch für Heinrichs Gutmütigkeit. Auch nach der Aneignung der DDR, wie er sich ausdrückte, war er jenen Genossinnen/Genossen nicht übel gesonnen, welche die DKP verließen. Was er durchlitten hat, das hat er wohl nur engsten Vertrauten mitgeteilt.
Der völkerrechtswidrige Krieg gegen Jugoslawien und die folgenden Kriege des Westens waren für Heinrich Belege, dass, wenn der Sozialismus weg ist, die Räuber das Feld beherrschen. Die explodierte Bombe in der Mülheimer Keupstraße und die Deckung des Naziuntergrundes durch den sogenannten Verfassungsschutz waren für Heinrich zwei Seiten einer Medaille, wenn er die Ansicht vertrat, dass die Innenpolitik ein Spiegelbild der Außenpolitik und umgekehrt sei. Erlebte er das Kriegsende als von den Nazis befreit, so sah er in der Wiederaufrüstung der Bundesrepublik mit dem gleichzeitigen KPD-Verbot, den Notstandsgesetzen und den Berufsverboten, dass die Entwicklung nach rechts vorprogrammiert war. Demokratieabbau, Sozialabbau und die Entwicklung nach rechts deutete er als die Vorläufer zu einem neuen Krieg, wenn dies nicht durch einen radikalen Klassenkampf gestoppt würde. Und deswegen war er von seiner tiefsten Überzeugung, dass der Frieden nur im Sozialismus eine Zukunft habe, nicht abzubringen. Heinrich war eine Persönlichkeit, der man kaum einen Platz im Herzen verweigern kann.
Heute, da ein weiterer Krieg in Europa nicht unwahrscheinlich ist, bleibt uns Heinrichs Vorbild als Vermächtnis, uns für die Entwicklung einer besseren Zukunft einzusetzen.
Werner Ruhoff