Antikriegstag – Der Film „Der Aufenthalt“
So 01.09. 2019 / 11.00 – 13.00 Uhr / Odeon-Kino, Severinstr. 81 in Köln-Südstadt
Kartenvorbestellung möglich im Friedensbildungswerk, Tel. 0221-952 1945, Mo-Do 10 -14 Uhr.
Am 1.9. 1939 begann mit dem Überfall Nazideutschlands auf Polen der 2.Weltkrieg. 80 Jahre danach zeigen wir im Gedenken daran den Film „Der Aufenthalt“.
„Ich bin unschuldig“ sagt der junge Wehrmachtsoldat wieder und wieder, als er in der Kriegsgefangenschaft wegen eines SS-Verbrechens angeklagt wird. Die Anschuldigung einer polnischen Bürgerin, die ihn wiedererkannt haben will, wiegt schwer. Im Kampf um die persönliche Rechtfertigung, zugleich in einer Zelle mit wirklichen deutschen Kriegsverbrechern, im Angesicht des zerstörten Warschau kommt ein Denkprozess in Gang, der über die Schuld des Einzelnen hinausgeht. Persönlich unschuldig? Und doch beteiligt an einem gigantischen Verbrechen? Die Frage der historischen Verantwortung endet nicht mit diesem Film.
Der Aufenthalt ist einer der großen DEFA-Filme von Frank Beyer. Nach dem Roman von Hermann Kant, wurde er 1984 uraufgeführt, vielfach ausgezeichnet und er wurde auch auf der Berlinale gezeigt.
Kölner Friedensforum. DFG/VK, Köln. Friedensbildungswerk Köln. Vereinigung der Verfolgten des Nazitegimes-Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) Köln.
Eintritt: normal 5 €, Soli 8 €, ermäßigt 3 €.
Zusatzinfos:
Literarische Vorlage: In seinem 1977 erschienenen Buch Der Aufenthalt verarbeitet der Schriftsteller Hermann Kant seine eigenen Erlebnisse während der polnischen Kriegsgefangenschaft zwischen 1945 und 1949. Kant war in einem Arbeitslager in Warschau inhaftiert. Das Buch erzählt die Geschichte des im Film von Sylvester Groth gespielten Mark Niebuhr.
Hintergrund zur Entstehung: Für den Film kehrte Beyer aus der Bundesrepublik zurück in die DDR, wo er zu dieser Zeit überwiegend arbeitete. Nach eigener Aussage hätte er dort bleiben können, doch war ihm der Film „Der Aufenthalt“ so wichtig, dass er zurückgekommen sei.
Gedankt wurde es ihm nicht. In Polen erregte das Werk Unwillen, da es angeblich eine polnische Armee zeige, die einen Unschuldigen festhalte und drangsaliere. Dieses Bild würde, hieß es damals, dem polnischen Volk nicht gerecht werden und antipolnische Ressentiments schüren.
Kritiken: „Mit diesem Film legt er [Frank Beyer] erneut ein Meisterwerk vor. Er besticht durch seine psychologische Genauigkeit und die differenzierte Sicht auf die unmittelbare Nachkriegszeit. Zudem hat er hohe optische Qualitäten und zeigt ausgezeichnete Schauspielerleistungen.“
F.- B- Habel, Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme
„Selten wurden in einem Film die Schuldaufrechnungen der Nachkriegszeit so genau differenziert wie in diesem Alptraum-Erlebnis eines jungen kriegsgefangenen deutschen Soldaten, der fälschlich von einer Polin als SS-Mörder identifiziert und acht Monate lang, eingebunkert mit KZ-Schergen, Wehrmachts-Offizieren und SS-Typen aller Kategorien behandelt wird wie ein Schuldiger. In seinen besten Passagen erreicht der Film den psychischen Druck einer Kafka-Vision. Eingegittert und ausgeliefert der anonymen Verfolgung, dem Dunkel der Angst …“ – Abendzeitung