CÖLN KOMMT…! Korvette „Köln“ auch.

 

 

Foto:RR Noack

„Cöln kommt…..!“

Mit diesem zackigen Funkspruch kündigte der Kleine Kreuzer „Cöln“ am Beginn des Ersten Weltkrieges sein Eingreifen in die Seeschlacht bei Helgoland an. Es wurde ein „Ritt“ in die Hölle, in die Tiefen der Nordsee.

Gegen 14 Uhr 35 versank das brennende Wrack. Wegen aufkommendem Nebel, konnten über 500 Mann Besatzung nicht geborgen werden. Sie starben für die größenwahnsinnigen Weltmachtfantasien des kaiserlichen Deutschland.

Einzig der Oberheizer Adolf Neumann aus Köln und Teile eines Rettungsbootes überlebten den Untergang. Der Heizer wurde geehrt, das Rettungsboot der Patenstadt Köln vermacht. Der damalige Oberbürgermeister Max Wallraf freute sich mit den Stadtverordneten am 17.September 1914 anlässlich der Schenkung:“…dieses Wrack ist uns allen lieb und wert und wird in würdiger Weise aufgestellt. Der Kutter ist ein stummer Zeuge für die heldenhafte Tapferkeit, mit der die Besatzung der „Cöln“ gefochten hat…“.

Aufgehängt in der Eigelstein- Torburg (Foto) , wird der Kutter nun jährlich am 28. August vom Freundeskreis „Marine Schiffe“ zum Heldengedenken missbraucht, statt als Mahnmal gegen eine verbrecherische Kriegspolitik zu dienen.

Auch die nachfolgenden Kriegsschiffe mit dem Namen unserer Stadt waren kriegerisch tätig. Die Cöln 2 versenkte sich, aber ohne vorher größeren Schaden anzurichten und um nicht in Feindeshand zu fallen, am Ende des Ersten Weltkrieges in Scapa Flow selbst.

Das dritte Schiff, der Leichte Kreuzer „Köln“, lief 1928 vom Stapel. Konrad Adenauer, der damalige Oberbürgermeister Kölns, rief in der Taufrede: „Du sollst diesen Namen tragen zur Ehre dieses heiligen Köln, zur Erinnerung an die alte Stadt. Wie sie deutsches Wesen und deutsche Art treu schirmt und hütet am Rheinstrom, so sollst du hüten und schirmen die deutsche Heimat und Ehr’ auf den Wassern des Meeres“. Willi Ostermann posierte und sang dazu unter den mächtigen Drillingskanonen. Dieses so gesegnete Kriegsschiff durfte dann auch bald „Deutsches Wesen“ im Spanischen Bürgerkrieg verteidigen. Die Köln Nr. 3 wurde im direkten Kriegseinsatz für die faschistische Armee Francos verwendet: als Truppen- und Waffentransporter, zum Geleitschutz, bei Seeblockaden, bei Seegefechten und diente auch dem Beschuss von Flüchtlingen und Städten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Tradition der Namensgebung und der Patenschaften für Kriegsschiffe mit dem Namen unserer Stadt fort.

Ein Bürgerantrag des Kölner Friedensforum zur Beendigung dieser Patenschaften der Stadt Köln scheiterte bedauerlicherweise am 16.12.2002 im Beschwerdeausschuss an CDU, FDP und SPD.

Das bis dahin letzte Köln- Schiff, die Fregatte „Köln“, starb nach Kriegseinsätzen, z.B. am Horn von Afrika, an Altersschwäche, und erhielt im Jahr 2012 den Gnadentod durch Verschrottung. Die Schiffsglocke, 37 Jahre im Amt, erhielt die Stadt Köln als Dauer-Reliquie. Beim Abschiedsempfang einer Abordnung der Fregatte F 211 „Köln“ bedauerte der damalige OB Jürgen Roters die Ausmusterung dieses Kriegsschiffes „als eine Botschafterin auf Hoher See“. Somit endeten vorerst die Patenschaften der Stadt.

Korvette Köln

Aber es kam anders. Wie ein Phoenix aus den Fluten gebar das Kriegsmarine- Ministerium ein neues Schiff, das in Zukunft unter dem Namen Köln- diesmal als Korvette- die deutsche „Verantwortung“, sprich Weltmachtinteressen, in aller Welt vertreten soll.

 

 

Das Ministerium benachrichtigte am 30. Juli 2018 die Kölner Oberbürgermeisterin Frau Reker von der Entscheidung der Namensgebung, aber bisher äußerte sich die Stadt noch nicht.

 

Die mit der Namensgebung verbundenen Patenschaften für Kriegsschiffe sind für Vizeadmiral Krause „in Zeiten hoher Einsatzbelastung und langer Abwesenheit von Zuhause“ von besonderer Bedeutung. „Sie geben den Männern und Frauen die Gewissheit, in der Mitte der Gesellschaft zu stehen“. Eine große Rolle spielt aber auch der aktuelle Traditionserlass, der die Vergabe von Schiffsnamen mit Bezug zur eigenen Streitkräftegeschichte empfiehlt.

 

Laut Rheinischer Post beschenkt Frau von der Leyen die Bundesmarine mit Europas modernsten Kriegsschiffen. Sie sind zwar kleiner und langsamer als die vorherigen Fregatten, doch sind die fünf „Neuen“ (Augsburg, Emden, Karlsruhe, Köln und Lübeck) durch eine spezielle Strahlen abweisende Konstruktion „unsichtbar“ für feindliches Radar und Infrarotstrahlen, mit weitreichenden Waffen bestückt und „besonders umweltfreundlich“! Wahre schwimmende Hightech- Pakete!

Mit diesen Schiffen will sich die Kriegsmarine neue Möglichkeiten bei der „Krisenreaktion“ schaffen. Korvetten sind eigentlich für den Küstenschutz gedacht, bedingt aber durch ihre Reichweite von bis zu 7500 km (ohne eine Tankstelle anzulaufen!), muss gefragt werden, wo diese Küsten liegen werden.

Sie sollen „Überwachungsaufgaben“ in Küstennähe wahrnehmen, Evakuierungsoperationen unterstützen (auch Flüchtlingsabwehr?), feindliche Schiffe bekämpfen und mit Marschflugkörpern (ein Novum!) auch Landziele in bis zu 200 km Entfernung treffen können.

Von der Kommandozentrale auf dem Schiff werden die 20.000 (!) Pferdestärken (PS von ca. 50 Porsche Carrera 911 S), die die Schiffe (umweltfreundlich?) auf 50 km/Std. hochjagen, geregelt. Die heißen Abgase werden abgekühlt und in die See geleitet. Der Dreck landet zwar nicht mehr in der Luft, dafür im Wasser. Raketen mit Infrarot- Suchkopf, die auf Hitze reagieren, rauschen dann an den Korvetten unverrichteter Dinge vorbei.

Anfallendes Schmutzwasser wird angeblich sauber geklärt, Abfall wird fein gepresst und entsorgt (wo/wie?). So kann Krieg geführt werden, klimaneutral und umweltfreundlich. Wenn da nicht die auch vom Schiff zentral gesteuerten Waffen wären, die fast ohne menschliches Zutun ihre Mordtätigkeit ausführen und auch schon „mal“ Umweltbelastungen hervorrufen.

Das alles kostet „nur“ 208 Millionen Euro pro Korvette. Es schwimmen also umgerechnet ca. 100 Kindertagesstätten irgendwo in der Weltgeschichte herum. Dabei bleibt es aber nicht, denn Treibstoff und Wartungen sind auch nicht umsonst.

Weitere Millionen, die anderswo fehlen.

 

Frei nach Hans Bohrdt, Der letzte Mann