Gestaltet wurde der Soldatengottesdienst im Kölner Dom dieses Jahr nicht vom Brachialprediger Meisner, sondern zum zweiten Mal vom Soldatenflüsterer Kardinal Woelki. Vor dem Dom „same procedure as every year“. Die Friedensbewegung: Alt und Jung protestierte mit Transparenten und Sandwiches. Die Polizei: was am Silvesterabend am und im Hauptbahnhof an Einsatzfreude fehlte, wurde hier gegen die fünf Hände voll MilitärkritikerInnen effektiv angewandt. Zentimetergenauer Aufstellung – „bitte noch zwei Schritte zurück“ – war den die Glaubensfreiheit schützenden Beamten Vorbedingung für den Protest. Ab 9 Uhr griff dann die vom Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit; allerdings wurde der transparentbewehrte Aufwärmspaziergang nicht toleriert, auch nicht als spontan angemeldete Aufwärmdemo.
Im Dom waren derweil mitunter ganz nette Dinge vom Kardinal zu hören, aber klare Worte gegenüber Politik und Medien fehlten – wie üblich:
- Er setzt die Arbeit von SoldatInnen und Entwicklungs- und anderen HelferInnen gleich.
- Er ruft dazu auf, das was wir haben, zu teilen.
- Er weist auf das von Papst Franziskus ausgerufene „Jahr der Barmherzigkeit“ hin.
Wie passen diese frommen Wünsche zu den fragwürdigen, Konflikte fördernden Bundeswehreinsätzen? Eher wohl zu den konzeptfreien Kanzlerinnenworten zur Flüchtlingsproblematik („Wir schaffen das“).
Der Kardinal benennt zwar das Flüchtlingselend als Folge von Gewalt, Terror und Menschenverachtung. Aber er verschweigt, dass dieses Elend durch Waffenlieferungen, Militäreinsätze, die „Gier“ nach billigen Rohstoffen und die Überheblichkeit der westlichen Welt anderen Gesellschaftsformen(Religionen) gegenüber, also von uns hervorgerufen und vergrößert wird!
Etwas Hoffnung macht zwar der Satz: „Diese Weise (also: mit Erbarmen) anderen zu begegnen, ist uns auch dann geboten, wenn Verteidigung oder Krieg den anderen zum Feind macht.“
Das bedeutet angesichts der offiziellen Politik nur Realitätsferne und lauwarme Luft (nicht einmal heiße!). Denn Kriege, auch die der westlichen Demokratien kennen kein Erbarmen, sondern nur den Profit!